Ich selbst nenne mich "einsamer Fotowolf" - einer, der gerne alleine seine Projekt umsetzt. Jemand, der die großen Aufläufe von Menschen vermeidet. Einer, der sich wohler fühlt, wenn er alleine ist. Schüchtern? Weiß ich nicht, ich nahm es mal an. Doch viele, die mich kennen, behaupten genau das Gegenteil von mir. Ich sei gesellig und überhaupt nicht schüchtern.
Aber ich fühle mich auf jeden Fall in großen Menschenansammlungen nicht wohl. Ob nun Fotowalk, Workshop oder Model-Sharing - ich fühle mich dort immer deplatziert. Aber es scheint, als wäre es ein Trend, dass das Hobby Fotografie in Gruppen praktiziert wird.
Immer wieder höre ich: Du musst zum Stammtisch, du musst zum Workshop, du musst zum Walk, zum Location-Sharing. Ich weiß nicht, aber ich fühle dieses "muss" so gar nicht in mir.
Eine Menge Fotografen trifft bis auf die Zähne bewaffnet auf eine mehr oder minder große Menge an meist weiblichen Models, flankiert von ein paar versprengten Visa-HM-Artists. Je größer desto doller. Regelrechte Happenings.
Besonder komisch wird es mir, wenn ein Model (mehr oder weniger bekleidet) vor einer Menge (mehr oder weniger leicht untersetzter) Fotografen steht und es zum Rudelknipsen kommt. Eine Situation die ich eigentlich nur von Pressekonferenzen her kannte.
Relativ schnell wird die Hierarchie am Ort des Geschehens erkennbar. Wer ist Platzhirsch, wer ist Zaungast. Ich hab mir viel Mühe gegeben, gerade am Anfang meines Hobbies und habe mich gezwungen zu den solchen Happenings zu gehen. Und ich habe es immer wieder beobachtet: Es gibt die Alpha-Hunde, also die Fotografen, die schon einen bestimmten Fame-Status über die sozialen Medien erschafft haben, die stehen bei den Models eindeutig im Mittelpunkt. Jede(r) will mit ihnen shooten. Dann gibt es die Entourage, die treue Gefolgschaft, derjenigen, die fotografisch so sein möchten wie die, die denen sie folgen. Sie bekommen dann auch das eine oder andere Motiv ab.
Unter den Fotografen wird relativ schnell die Technik das große Thema: Neue Kamera, neue Technik, neues Objektiv.... und relativ schnell wird ein Vergleich daraus, der so mal gar nichts bringt - was zumindest das Bild nachher anbelangt.
Das Motiv, das Geschaffene, der Moment, die Inszenierung spielt so gut wie keine Rolle. Der Bezug von Model zu Fotograf - taucht unter im Sog des Geschehens.
Vielleicht bin ich zu alt für das Ganze - kann sein. Wie seht ihr das? Ist Fotografie ein Happening?
Noch einen Hinweis: Ich treffe mich regelmäßig mit anderen Fotografen, steht im Austausch, buche Coachings und mache bei Workshops mit. Aber immer in Achtung der Teilnehmerzahl und vor allem in
Beachtung der Themen, die dort stattfinden.
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tl|dr: Für mich ist Fotografie eine künstlerische Tätigkeit. Das Einfangen von Momenten. Ich meide Großveranstaltungen und Diskussionen über Technik. Ist es falsch ein einsamer Fotowolf zu sein? Stirbt diese Rasse aus?
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