Ist solidarität eine Einbahnstraße?
„Workshop Portraitfotografie am 15.12. - noch 2 Plätze frei. Jetzt anmelden und Ticket sichern!“ - die adhoc-Ausschreibung kam direkt nach der Sitzung der Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung über Instagram herein. Während Politik, Wissenschaft und Medizin noch darüber debattieren, wie sie die Überlastung des Gesundheitssystems abwenden und die Infektionszahlen in den Griff bekommen, setzt ein Fotograf ein Zeichen.
Nicht nur eines: Trotz des Lock-Downs bewirbt er seine Workshops und schreibt hinter die Novembertermine ein stolzes "ausgebucht".
Seine Workshops sind besetzt mit Lehrmeister, dem Model und, wie man vernehmen kann, mindestens 2 Teilnehmern. Denn über die maximale Workshopteilnehmerzahl schweigt er sich aus. Aber die spielt keine Rolle, denn die Pandemie-Verordnung schreibt zwei Dinge eindeutig vor:
1. Kontaktreduzierung
2. max. 10 Personen aus max. 2 Haushalten pro Treffen (im Dezember reduziert auf 5 Personen aus 2 Haushalten)
Nehmen wir an, dass die Kontaktreduzierung nicht greift, da es sich um einen Berufsfotografen handelt. Aber für ihn gilt ebenfalls Punkt 2 der Verordnung. Oder oder sind alle mit ihm oder seinem Model engen Verwandtschaftsgrad verwandt?
Gönnen ist das eine..., Egoismus das andere...
Nicht falsch verstehen. Es ist keine Denunziation. Es geht um Solidarität. Viele Menschen bangen um ihre Existenz, haben diese vielleicht sogar schon verloren, sind in Kurzarbeit oder, oder, oder. Die Mehrheit der Gesellschaft leidet unter den Lockdowns, den Beschränkungen. Auch die Mehrheit weiß aber, dass ein gemeinsames Durchalten das einzige ist, was diese Lockdowns überflüssig machen wird.
Ein gemeinsames Durchstehend er Krise. Ein gemeinsames "A...backen zusammenkneifen". Wir haben uns alle nicht vorstellen wollen, dass wir 1000000 Infizierte haben werden, dass wir fast 16.000 Tote zu betrauern haben (+349 an einem Tag!). Jetzt ist es soweit. Und mag man auch wider jeder Rationalität an der Pandemie zweifeln, so ist das jedem zugestanden.
Aber egoistisch sein Ding durchzuziehen, den Profit zu machen entgegen dem was in dieser Zeit geboten ist, ist eine mangelnde Solidariatät, die ich nicht verstehe.
Ja, es können sich Menschen beim Einkaufen, beim S-Bahn/Bus-Fahren anstecken, in der Schule und am Arbeitsplatz. Aber muss das Risiko erhöht werden und dem Virus die Verbreitung so leicht gemacht werden?
tl|dr: Wenn es Regeln gibt, so ist es gerade in einer Ausnahmesituation wie derzeit ein Zeichen der Solidarität, sich daran zu halten und ein schlechtes Gebahren sich nicht daran zu halten. In einer Pandemie die eine ganze Gesellschaft betrifft ist eben nicht "Jeder muss für sich das richtige suchen" das Gebot der Stunde, das wäre ausgeprägter Egoismus, sondern ein Zusammen stehen und durchstehen. Nur so werden Lockdowns verkürzt und verhindert.
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