Die Klischees sind klar und allgegenwärtig: Wer junge hübsche Frauen fotografiert, macht dies nur aus einem Grund: Um sie ins Bett zu bekommen. Kein "Shooting ohne Sex", gleich nach dem letzten Bild wird geknattert was das Zeug hält. Der Fotograf in der Geschichte, der hochpotente und unwiderstehliche Testosteron Hüne, der alles flachlegt. Und alles was vor der Kamera steht, lässt sich flach legen. 

Und das andere Klischee: Wer in der Fotobranche nach oben will, muss mit dem Fotografen ins Bett - oder sonst wohin, denn sonst hat das unbekannte Model keine Chance.

Und genau das ist absoluter Bull-Shit, Mumpitz, gequirlte Kacke und von der Pornoindustrie erdachte Scheiße. Sorry für die Wortwahl, aber das muss mal ganz deutlich gesagt werden. 

... sind selbsternannte Famous Top-Fotografen, die mit ihrer Reichweite in den sozialen Medien prahlen (Follower und Likes) und weiblichen Modellen einreden wollen, dass es TfP Shootings nur gegen Gegenleistung gibt: „Wenn du dann die scharfen Dessous dabei hast, dann bring noch was für nach dem Shooting mit, damit wir noch etwas Spaß haben können!" Bisschen Sex für Bilder eines Fotografen, versprochene Reichweite und Popularität. 

Alleine schon die Anmache, dieses respektlose Umgehen mit anderen Menschen ist etwas, was ich an der ganz untersten Sprosse der zivilisatorischen Leiter verorte. Hat etwas von "Bongo-bongo, Affe gibt dir Kokosnuss, wenn du machts bongobongo mit Affe". 

Wo sind wir eigentlich? Welches Menschenbild ist so einer Person eigentlich gegeben? Welche Bildung hat so ein Typ eigentlich? 

Um es ganz deutlich zu sagen: Sex und Fotografie haben keinen kausalen Zusammenhang. Wer professionelle Fotografie gerade im Bereich von Akt, Sensual und ja sogar im Bereich Erotik betreibt, der weiß, dass eine künstlerische Arbeit ist, die auf Vertrauen basiert. Einem Vertrauen, das ohne wenn-und-aber vorhanden sein muss. Es darf nicht sein, dass dieses Vertrauen durch solche Typen mit Füßen getreten werden. Alles nur Spaß und ein bisschen Fickificki. Nein, das schadet dem gesamten Ruf und dem Ruf jedes einzelnen Fotografen. 

…  sind Partnerschaften von Model und Fotografen. Klar: Warum sollte, wenn Sympathie und das Zwischenmenschliche passt, nicht eine Liebe entstehen und damit mehr? Ist an jedem Arbeitsplatz möglich. Und ja, ich kenne einige Fotografen, die in Beziehungen mit einem Model leben. Aber dabei gibt es einen großen Unterschied. Keiner Fotografen hat jemals das Model gezwungen oder genötigt, oder ausgenutzt. Und ich habe einige dieser Künstler bei der Arbeit begleiten dürfen. Das ist das professionellste was es überhaupt gibt. Weit weg vom billigen Sex. 

Um es auf den Punkt zu bringen: 

Regel Nr. 1:

Sex für Bilder ist ein No-Go.

Regel Nr. 2: 

TfP ist freie Arbeit für beide beteiligten Parteien und unentgeltlich. 

Regel Nr. 3:
Schlüpfrige, plumpe und zweideutige Anmachsprüche sind Anzeichen dafür, dass die Kamera nur als Angelinstrument für billigen Sex dient. 

Regel Nr. 4: 
Jeder professionelle Fotograf lässt Begleitpersonen zu. Wer dies ablehnt ist kein Profi und hat anderes im Sinn. 

Regel Nr. 5: 

Hör auf dein Bauch: Wenn irgendwas nicht stimmt, dir irgendwas von deiner inneren Stimme sagt - "Nein, lass es" - dann lass es. Kein Bild der Welt ist es wert, sich aufzugeben und vor allem sich hinzugeben.

Regel Nr. 6:

Es kann jeder sein: Der Fotograf um die Ecke mit 100 Followern in Social Media und der ach-so-tolle Fotograf mit 70.000 Followern. Diese Zahlen sind wie Monopoly-Geld: Wertlos und aussagelos. 

Regel Nr. 7: 

Frag nach: es gibt viele Modele und Fotografen im Netz und in den sozialen Medien. Hör dich um und frag gerne nach. Eine Auskunft über einen Fotografen zu geben ist keine "Hinterrücksgespräch" sondern normal. 

Regel Nr. 8: 

Wenn dich einer dieser Fotografen sexuell belästigt, beim Shooting anfasst oder Grenzen übertritt: Schweige nicht, sprich es an, sprich es aus und zeige es an. Schweigen hilft niemandem. 

Regel Nr. 9: 

Wenn du von einem Fotografen weißt, dass er Models begrabscht, zu Sex zwingt oder unlautere Angebote macht, dann höre auf ihnen zu folgen oder die Bilder zu liken. Warum? Weil du damit das unterstützt was dahinter steckt. Und somit anderen Modelen suggerierst, dass es ein "Toller Fotograf und Mensch" ist 

Regel Nr. 10: 

Psychologisch gesehen: Falle nicht auf den Halo-Effekt rein. Nur wenn jemand gute und schöne Bilder macht, die Modelle auf den Fotos lächeln, heißt es noch lange nicht, dass der Typ dahinter ein guter Mensch ist.