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Von Polas, Moodboards und TfP

Fine line between pleasure and Pain

„Ich investiere in Studio, Bildidee und Kameraausrüstung, verbringe Stunden mit den Vorbereitungen und das Mädel aus dem Dorf braucht nur 10 Minuten, um sich zu schminken. Da will ich vorher sehen auf was ich mich einlasse" - das war einer der Sätze, den ich so ähnlich gelesen habe und der mich bewog, diesen Blogbeitrag zu schreiben. 

 

Vorweg: es geht um Fotografie (klar), es geht um Hobbyfotografie, vielleicht maximal um semiprofessionelle Fotografie. Im Grunde geht es um ein gemeinsames Hobby. So, wie andere zusammen Radfahren, Wandern oder Klettern gehen. Es geht nicht um den harten, professionellen Bereich der Fotografie, der Modelbranche und der großen Welt der (Mode)verlage und Werbewirtschaft.  

 

Mit dem Wunsch nach Polas angeckt.

Die Geschichte begann mit einer Story eines Fotografen, der von sich selbst sagt, dass er Semi-Profi sei. Also fifty-fifty zwischen Berufs- und Amateur-/Hobbyfotograf. In der Story wunderte sich der Besagte, dass er nach der Aufforderung, ein Model möge doch Polas von sich zusenden, vom Model verdächtig wurde, zwielichtig unterwegs zu sein. 

 

Ich antwortet ihm auf die Story, dass es leider mittlerweile so sei, dass gerade im Hobbybereich einstige Fachbegriffe aus der professionellen Fotografie inflationär verwendet würden und somit ihren originären Sinn verloren hätten. Viele der Modele, die das Hobby Fotografie und Modeln  für sich entdeckt hätten, könnten mit dem Begriff nichts mehr anfangen oder würden ihn nur aus einem schlechten Zusammenhang kennen. 


Denn oftmals fragen dubiose Typen, die vorgeben Fotografen zu sein, nach Polas und meinen damit billige Nacktbilder. Zum Sammeln, zum... weiß der Henker was, aber nicht zur Vergabe von Aufträgen. 

 

Ich fragte auch, warum er denn Polas benötige und dann kam das was mich ein wenig getriggert hat, zugegeben. 

 

Respekt ist das Maß der Dinge

Er brauche Bilder, damit er wisse, worauf er sich einlassen würde, schließlich sei es TfP. Gegenfrage von mir: Hast du Bilder des Sujets an das Model geschickt? Unbearbeitete Bilder, um zu zeigen, was du kannst?

 

Ja, ein Moodboard sei verschickt worden. 

 

So, jetzt mal langsam und sortieren: Ein Moodboard ist die Zusammenstellung von Fotografien, Farben, Formen, Locations, Outfits, Lichtstimmungen, Accessoires, ... die den Beteiligten helfen sollen, gemeinsam schon zu erahnen wo die Reise hingeht. Ein Moodboard besteht meistens nicht aus eigenen Arbeiten - gerade im Hobby Umfeld sind es Aufnahmen anderer Fotografen. Klar, derjenige, der das Board erstellt, will solche Aufnahmen machen, aber das heißt  nicht, dass er das Talent dazu hat.

 

„Deshalb mach ich ja TfP, um neues zu erstellen, da kann ich nichts von mir beifügen...“ - ganz sicher? Das Model soll sich in körperbetonter Kleidung ohne Make-Up einem Fremden präsentieren, aber der Fotograf gibt von seiner Art zu arbeiten nichts preis? Ist der Fotograf so berühmt und bekannt, dass er das nicht nötig hat?

 

Daher: Warum verlangt man im Hobbybereich Dinge von anderen, die man selbst nicht bereit ist zu liefern? 

 

Und dann kam obiger Satz und der macht mich immer wieder wütend. Warum tun so viele Fotografen so, als wäre das, was Modele zum Bild zusteuern nicht so viel Wert, wie das was sie als Fotograf leisten? 

 

Ich sag mal so: Wer ist denn später auf den Bildern zu sehen? Wer gibt ein Teil seines Ichs für ein fertiges Foto her? Kosmetik kostet nichts? Klamotten (vor allem Dessous) sind schweineteuer. Auch was ein Model sonst noch aufwendet, um in Form und fit zu bleiben, ist nicht ohne. Warum stellen das viele Fotografen als minderwertig dar?

 

Hobby ist kein hartes Business

Und bei aller Liebe: Lasst doch mal die Kirche im Dorf. Es mag manche Amateure geben, die zu größerem tendieren. Das ist doch schön. Aber muss es das Model dann auch tun? Nein. Muss man auf dem Weg nach oben durch die Hobbylandschaft fräsen wie ein Berserker auf dem Weg zum goldenen Thron? Ich weiß nicht, aber ich denke nicht. 

 

Hätte mich ein Model nach Rat gefragt: „Du, da ist einer auf Instagram, der hat nach TfP gefragt und will jetzt Polas?“ Dann hät' ich gesagt: Vorsicht. Wie war die Ausschreibung, um was handelt es sich, hat er die Polas genauer beschrieben, die er haben möchte? Was sucht er, hat er das genauer beschrieben und hast du von ihm Arbeiten gesehen "out of cam"? 

 

Ja, out of cam - denn ich sage, wer jemanden anderes ungeschminkt sehen will, soll auch seine Bilder mal ungeschminkt, soll heißen, unbearbeitet zeigen. Das ist nur fair. 

 

Wer im Medienbusiness ist und da gehört der Fotograf dazu, wer hier also für Projekte sucht, der kann gerne Polas verlangen. Aber dann sollte der Rest auch professionell sein. Und da gehört mehr als nur eine Kamera zu besitzen, ein Studio zu mieten und einen Instagram Account zu betreiben. 

 

Bleibt auf dem Boden...

Warum eckt man mit Polas an? Ja, genau, weil wenn man schon mit Fachbegriffen um sich wirft, man wissen sollte, dass da auch Bilder im Badeanzug oder gar Bikini dazugehören. Und wenn einer Portraits machen will, fragt man sich als Model schon, warum er so etwas wissen will. Zu Polas gehören auch Körpermaße dazu, die für das Projekt irrelevant sind. 

 

Wir sind im Zeitalter von Instagram. Klar, Filter kacken einem alles zu. Dann fragt man nach Schnappschüssen, nach Bildern ohne Filter oder ganz direkt: Bilder oder Make Up.

 

Und ja, ich habe schon Stunden mit der Hautretusche verbracht. Why not? Das hat mir viel gebracht. Aber ich suche Menschen, keine Mannequins, vielleicht ist das der Unterschied. Ich suche Menschen mit Ausdruck, Ausstrahlung und ja sogar mit Makeln. Weil die dazu gehören... 

 

Die Frage nach Polas ist immer auch die Frage nach versteckten Makeln. Und wer zeigt schon gerne Makel die nicht relevant sind. 

 

Und immer dran denken: Auch ein Model gibt viel in eine Shooting. Bei TfP mindestens 50%.


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