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Ist die deutsche Fotoszene am Ende?

Ende, Aus, Fertig - wirklich?

Heute bin ich über einen Titel eines beliebten Videoblogs gestolpert. Der Titel warf die Frage auf, ob die deutsche Fotoszene am Ende wäre. Klar, dem dem Titel wirkt das Klickbaiting und so bin ich auch in das Video gezogen worden. Ein Smalltalk zweier angesagter Fotografen, oder sagen wir Bildgestalter, die seit 20 Jahren dabei sind. 

 

Langatmig und etwas sentimental wird über die Anfänge der Digitalisierung lange vor Social Media gesprochen, den guten alten Zeiten. Aber mich lässt der Gedanke nicht los: der provokante Titel und die fehlende Antwort. Ist denn jetzt die Szene an Ende? 

 

Die Frage, ob die deutsche Fotoszene am Ende ist, könnte auf den ersten Blick alarmierend wirken. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich ein differenzierteres Bild finde ich. 

 

Die Fotoszene, also das Zusammenspiel aus beruflicher und hobbymäßiger Fotografie, lebt weiter – und das durchaus vital für mein dafürhalten.

 

Fotografie ist und bleibt ein bedeutendes Ausdrucksmittel. Sowohl professionelle Fotografen als auch Hobbyfotografen gestalten, dokumentieren und inspirieren weiterhin. Sie erschaffen Bilder, die Geschichten erzählen, Emotionen wecken und Momente festhalten. In einer Welt, die immer visuell orientierter wird, bleibt die Bedeutung der Fotografie unbestritten.

 

Workshops, Fotowettbewerbe und Ausstellungen sind nach wie vor gut besucht, und neue Generationen von Fotografen entdecken das Medium für sich. Nicht zuletzt durch die Pandemie-Jahre getrieben. 

 

Die Fotoszene, verstanden als Gemeinschaft von Kreativen und Künstlern, ist also weit davon entfernt, am Ende zu sein.

 

Was jedoch einen Wandel durchläuft, ist die Wahrnehmung der sogenannten Influencer, die in den frühen Jahren der Digitalisierung einen immensen Aufschwung erlebten. Mit der Verbreitung von sozialen Medien wie Instagram erlebte die Fotografie einen regelrechten Boom.

 

Es schien, als könnte jeder mit einem guten Auge zum Influencer werden, und  durch sowie mit seinen Bildern Geld verdienen. Diese Welle des Erfolgs trug viele mit sich – sowohl professionelle Fotografen als auch Quereinsteiger.

 

Doch nun bemerken viele, dass die Welle, auf der sie einst ritten, langsam abflacht. Der Markt ist übersättigt. Zu viele Menschen wollten von der Fotografie oder den Fotografiebegeisterten leben, die Konkurrenz wuchs, und die einstige Leichtigkeit des Erfolgs begann zu schwinden. Die großen Plattformen sind heute nicht mehr so zugänglich wie früher; Algorithmen und gesättigte Märkte machen es schwieriger, gesehen zu werden. 

 

Erste bekannte Vertreter haben ihren Fokus von der Fotografie und Bildbearbeitung auf andere Themen verlegt. 

 

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass dies nicht das Ende der Fotoszene bedeutet. Vielmehr handelt es sich um eine natürliche Marktentwicklung. Wenn ein Bereich übersättigt ist, ist es unvermeidlich, dass die Welle des Erfolgs für einige abebbt. Diejenigen, die sich ausschließlich auf den kurzfristigen Erfolg als Influencer verlassen haben, erleben nun die Konsequenzen einer überfüllten Branche.

 

Was tatsächlich "gestorben" ist, ist die einfache Monetarisierung von Fotografie durch Social Media, wie sie in den ersten Jahren der Digitalisierung möglich war. Diese Phase wird nun durch neue Techniken wie Künstliche Intelligenz (KI) und andere innovative Entwicklungen abgelöst. Diese Technologien eröffnen neue kreative Möglichkeiten, fordern aber gleichzeitig auch die Fotografen heraus, sich weiterzuentwickeln und neu zu erfinden.

 

Zusammengefasst lässt sich sagen: Die deutsche Fotoszene ist keineswegs am Ende. Sie hat sich nur verändert. Der Mythos des Influencers, der mühelos mit Fotografie seinen Lebensunterhalt verdient, ist jedoch einer Realität gewichen, in der Erfolg mehr Anstrengung und Kreativität erfordert als je zuvor. Die Frage sollte daher eher lauten: Ist die Influencer-Fotoszene am Ende? Die Antwort darauf scheint klar: Die goldenen Zeiten dieser Szene sind vorbei, aber die Fotografie selbst lebt weiter – facettenreicher und herausfordernder als je zuvor.

 

 

 

 

Bei einer kurzen Unterhaltung hat mich Dieter Greven auf seinen Beitrag hingewiesen, den er schon Ende 2023 zum Thema veröffentlicht hatte. Da er so gut passt, hab ich ihn mal hier mit verlinkt.

 


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