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Der Jahresrückblick 2024

Von Vorhaben und Vorstellungen

Die eigene Perspektive auf ein Jahr, das so nicht geplant war: Viel gelernt und ...

So, das Jahr hat bewegt sich nicht mehr ganz so langsam und absolut sicher auf sein Ende zu. Zeit, einen Rückblick zu machen. Ja, einen dieser Rückblicke, die einfach nur langweilig sind. Aber dennoch: Man schreibt sich etwas von der Seele - irgendwie. 

 

Im neuen Jahr, was jetzt das alte ist, sollte alles besser und vor allem anders werden. Das Lächeln neigt dazu ein ausgeprägtes Lachen zu werden, wenn ich die alten Artikel lese, die damals das Jahr 2024 einläuten sollten. Hysterisches Lachen - wohlgemerkt! Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. 

 

Es ist erstaunlich, wie sich manchmal eine Dynamik entwickelt, die man vorher so nie erwartet hätte. Für mich als Fotograf im Bereich Peoplefotografie – und insbesondere in den Genres Akt, Boudoir und Sensual – war 2024 definitiv eine Reise, die weniger über die Linse als vielmehr ins Verständnis der Menschen ging.

Ein Jahr der krassen Veränderung

Eins vorweg: Dieses Jahr hat meine Sicht auf die Community verändert. Ich habe einiges angepasst, ausprobiert und auch wieder verworfen. Was mich aber am meisten beschäftigt hat, war, wie schwer es geworden ist, neue Models zu gewinnen. Gerade in sensiblen Bereichen wie Aktfotografie scheint es, als würden Begriffe wie "Boudoir" und "Sensual" immer mehr in einen unattraktiven Einheitsbrei gezogen. Sie verschmelzen mit billigen "Sex-Sells"-Klischees, die von Plattformen wie OnlyFans und Patreon regelrecht geprägt werden.

Natürlich gibt es nichts Verwerfliches daran, auf solchen Plattformen tätig zu sein. Aber die Qualität leidet. Viel zu oft steht nicht die Ästhetik im Vordergrund, sondern das schnelle Geld. Die Zahlungsbereitschaft hoch – selbst für schlechte Posen oder mittelmäßige Qualität. Für Fotografen wie mich, die die künstlerische Seite dieser Genres schätzen, ist das eine echte Herausforderung. Letztlich weil Modele immer häufiger Honorar für ihre mehr oder weniger professionelle Model-Leistung verlangen. Ein Umstand, der ein Budget,  welches in Jahren der Rezession, der Inflation und der beruflichen Vakanz einfach nicht vorhanden ist, noch mehr belastet und somit Vorhaben zunichte macht. 

Workshops und die harte Realität

Ein weiteres großes Thema dieses Jahres war Hilfsbereitschafft. Oft wurde ich um Tipps oder Unterstützung gebeten – sei es zu Kameraeinstellungen, Bildkomposition oder dem Umgang mit Models. Ich habe sogar kostenlose Workshops gegeben, weil ich dachte, dass ich damit sowohl Neugierde als auch Leidenschaft bei anderen Fotografen wecken könnte.

Aber die Realität sah anders aus. Es ging vielen nicht um Fotografie. Was sie wirklich wollten, war Zugang zu nackten Models. Das hat mich hart getroffen. Da stand ich, teilte mein Wissen, gab kostenlos Ratschläge und investierte viel Zeit. Und wofür? Damit einige meiner „Lehrlinge“ später lieber mehrere hundert Euro für Workshops ausgeben, bei denen die Models blank ziehen – ohne selbst dabei etwas über gute Fotografie zu lernen. Die Ergebnisse dieser Workshops? Nun ja, sagen wir es mal so: Das künstlerische Niveau ist oft nicht gestiegen.

 

Auch in anderen Bereichen habe ich gelernt, dass Hilfe sofern kostenlos immer gerne angenommen wird, der Dank dafür sich aber in ganz, ganz engen Grenzen hält. Dankbarkeit ist etwas, das verloren geht. RIP. 

 

Fehlendes Bewusstsein und mangelnder Respekt für TFP-Arbeit

 

Viele Models sind sich gar nicht bewusst, was es wirklich bedeutet, vor der Kamera eines Fotografen zu stehen. TFP („Time for Pictures“) basiert auf Gegenseitigkeit: Beide investieren Zeit, Talent und Energie, und beide haben das Recht, die entstandenen Werke zu verwenden. Doch in der Realität sieht das oft anders aus.

Es kommt immer häufiger vor, dass Models nach kurzer Zeit – manchmal schon nach einem Jahr – die Verwendung der Fotos untersagen. Das bedeutet für mich als Fotograf, dass ich Stunden umsonst investiert habe, nicht nur ins Shooting, sondern auch in die Bearbeitung. Hinzu kommt der Aufwand, die Bilder von Plattformen zu entfernen, was nicht nur ärgerlich, sondern auch frustrierend ist. Am Ende bleibt das Gefühl, dass all diese Mühe für die Katz war.

 

Auch wenn ein Vertrag besteht, der die Nutzung klar regelt, weiß ich, dass ich als Fotograf am kürzeren Hebel sitze. Es scheint, als hätten Recht und Ordnung für viele keine Bedeutung mehr. Das Wort „Vertrag“ wird oft belächelt, und die Regeln, auf die wir uns geeinigt haben, verlieren ihre Gültigkeit, sobald sie unbequem werden.

Egoismus und fehlende Ethik unter Fotografen

Doch nicht nur bei Models habe ich dieses Jahr Ernüchterung erlebt. Auch innerhalb der Fotografen-Community habe ich Beobachtungen gemacht, die mich nachdenklich stimmen. Es gibt eine erschreckende Zahl von Fotografen, die ihre eigenen Regeln und die Grundsätze des Anstands einfach über Bord werfen. Alles, was zählt, ist das „perfekte Bild“ – egal zu welchem Preis. (Perfektes Bild wird zu oft als "meistgeliktes" Fotos definiert).

 

Ethik? Fehlanzeige. Manche schrecken nicht davor zurück, Grenzen zu überschreiten, Models zu bedrängen oder sich unprofessionell zu verhalten, nur um ihren Vorstellungen von „Kunst“ gerecht zu werden. Das ist nicht nur respektlos, sondern wirft auch ein schlechtes Licht auf die gesamte Community.

Für mich war diese Erkenntnis ein Schlüsselmoment. Ich möchte mit solchen Menschen nichts gemein haben. Deshalb habe ich mich entschieden, mich noch mehr auf die Werte zu besinnen, die für mich wichtig sind: Respekt, Kommunikation und gegenseitiges Vertrauen. Auch was Verstöße gegen Gesetze angeht: Ich nenne nur mal Drohnenverordnung, Landschaftsschutzgesetze, Persönlichkeitsrechte, etc. auch hier werde ich nicht müde, der Inflation der Behandlung als Kavaliersdelikte zu widersprechen.

 

Privates: Ein turbulentes Jahr

 

2024 war nicht nur fotografisch ein Jahr voller Veränderungen, sondern auch privat ein ziemlicher Wirbelsturm. Trotz Jobwechsel überschritt mein Arbeitsaufwand oft die 60-Stunden-Marke pro Woche, der Job war über Monate vakant. Die Familie forderte ebenfalls einen besonders hohen Stellenwert und  war aber zugleich auch mein Rückzugsort, wenn es stressig wurde. Gleichzeitig war meine Gesundheit nicht immer auf der Höhe, und ich musste lernen, besser auf mich selbst zu achten. Diese Balance zwischen Beruf, Familie und Hobby zu finden, ist nicht einfach, und ich bin nicht  stolz darauf, dass ich es gegen zweite Hälfte 2024 nicht mehr geschafft habe, all das unter einen Hut zu bringen – es ging einfach nicht mehr.

Erkenntnis: Geld regiert den Erfolg

Eine weitere Erkenntnis des Jahres: Erfolg in der Fotografie hängt oft weniger von Talent als vielmehr vom Geld ab, das man investieren kann. Fotoreisen, teure Models, hochpreisige Workshops oder die beste Ausrüstung – all das sind Faktoren, die für viele Fotografen den Weg ebnen. Für jemanden wie mich, der die Fotografie als Hobby betreibt und das Budget bewusst einteilt, bleiben solche Möglichkeiten oft unerreichbar. Und das ist okay. Es hat mir geholfen, meinen Fokus neu zu setzen: weg von Vergleichen, hin zu dem, was ich mit meinen Mitteln und meiner Leidenschaft umsetzen kann.

Highlights 2024

Trotz aller Herausforderungen war 2024 fotografisch ein großartiges Jahr mit vielen besonderen Momenten:

  • Messeshooting mit Lisa – eine spannende Erfahrung, die ich nicht vergessen werde.
  • Erstes Shooting mit Lisa (die andere :) ) – eine tolle Zusammenarbeit mit besonderen Ergebnissen.
  • Romantische Shootings mit Mona – ein echtes Highlight, das mich kreativ inspiriert hat.
  • Einmalige Shootings mit Jana – so besonders, dass sie einen festen Platz in meinem Herzen haben.
  • Ad-hoc-Treffen und Shootings mit Nachbarn – spontan und immer wieder überraschend.
  • Wundervolle Boudoir-Sessions mit Mary und Danny – ästhetisch und voller Vertrauen.
  • Klasse Urban-Sessions mit Besuch aus Berlin – eine kreative Explosion inmitten der Großstadt.
  • Meine erste offizielle Hochzeit – Ein riesiger Schritt für mich, und ein großer Dank an Alicia, die mir das Vertrauen geschenkt hat.
  • Und den Ausflug nach Tübingen, um die Fotografenseele mal baumeln zu lassen. Danke Thomas.

Besonders stolz bin ich darauf, dass ich in diesem Jahr meine Komfortzone verlassen und etwas Neues ausprobiert habe.

Fazit für 2025: Fokus und Klarheit

2024 hat mir gezeigt, worauf ich meinen Fokus legen möchte – und vor allem, worauf nicht. Für 2025 habe ich klare Entscheidungen getroffen:

  • Es wird nur noch maximal 5 TFP-Shootings geben, die ich ausschreibe
  • Ich werde keine Shootings mehr machen, bei denen ich bezahle.
  • Mit meinen Stammmodels, mit denen ich über die Jahre hervorragend zusammengearbeitet habe, werde ich weiterhin ad hoc und ohne Druck fotografieren (kommt gerne mit euren Ideen).

Gleichzeitig ziehe ich mich aus einer Community zurück, die für mich die falschen Werte vertritt. Der Egoismus, das Fehlen von Ethik und der zunehmende Fokus auf Geld statt Kreativität haben mich zu diesem Schritt bewogen.

Dankbarkeit

Mein Dank gilt jedoch all jenen, die 2024 an meiner Seite waren und die mich auf meinem Weg begleitet haben. Jede einzelne Zusammenarbeit war ein Geschenk, und keine dieser Personen hat mit den oben beschriebenen negativen Erfahrungen zu tun – ganz und gar nicht! Ich bin froh und dankbar für all die tollen Menschen, die ich in diesem Jahr kennenlernen und mit denen ich arbeiten durfte.

Auf ein spannendes und bewusstes 2025!

 

TL;DR

2024 war ein Jahr voller Veränderungen, sowohl privat als auch fotografisch. Berufliche und gesundheitliche Herausforderungen prägten den Alltag, und die Balance zwischen Familie, Job und Hobby wurde zur echten Herausforderung. Die Fotografie brachte lehrreiche, aber auch ernüchternde Momente: Die Community zeigte oft falsche Werte wie Egoismus und mangelnde Ethik, während Begriffe wie „Boudoir“ oder „Sensual“ immer mehr zu einem Klischee verkommen. Geld regiert den Erfolg – sei es durch teure Models, Ausrüstung oder Workshops.

Dennoch gab es Highlights: Von inspirierenden Shootings mit langjährigen und neuen Models über spontane Nachbarschafts-Sessions bis hin zur ersten Hochzeit, die ich fotografieren durfte.

Für 2025 ziehe ich klare Grenzen: maximal 5 TFP-Shootings, keine bezahlten Shootings und eine Konzentration auf bewährte Partnerschaften. Ich ziehe mich aus der Community zurück, aber nicht ohne Dankbarkeit für alle, die mich unterstützt und inspiriert haben. Auf ein bewusstes neues Jahr!

 


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